FUTURA in Trier: Erstes Multi-Energie-Infrarot-System zur klimaneutralen Beheizung von Hallen in Betrieb
„Unsere Devise ist Fortschritt“ lautet das Motto des zukunftsorientierten Metallverarbeitungsspezialisten in Trier. Diesen Anspruch hat das Unternehmen auch an den 2.800 Quadratmeter umfassenden Hallenneubau gelegt, in dem seit 2022 produziert wird. Von der Gebäudeisolierung bis zur PV-Anlage, von der modernsten Fiberlasertechnik bis zur Stickstoff-Selbsterzeugung werden hier höchste Energieeffizienz-Maßstäbe realisiert. Eine der wichtigsten Komponenten dabei: die Hallenheizung. Doch der Prozess dahin hat durchaus Züge eines unternehmerischen Krimis.
„Anfangs dachten wir noch über eine Fußbodenheizung-Wärmepumpen-Kombi zur Beheizung der neuen Hallen nach. Schließlich gilt sie als energieeffizient und wird vom Staat gefördert“, sagt Christoph Rotsch, kaufmännischer Leiter bei «Die Kanter». Doch nach Beratung mit dem regionalen Installateur-Partner wurde schnell klar, dass bei Hallengebäuden mit ihren riesigen Raumdimensionen eine andere Technik zum Einsatz kommen muss als in Wohnzimmern, Büros oder Kindergärten. Deshalb hat er den Kontakt zur Firma KÜBLER gesucht, einem ausgewiesenen Experten für energiesparende Infrarotheizungstechnik in Industriehallen. Die Entscheidung für das Hocheffizienzsystem stand. Das war Ende Juni.
„Wir haben in der neuen Halle von PV bis Dämmung und Maschinentechnik jede Menge Energieeffizienz-Maßnahmen realisiert. Das wollten wir ganz klar auch bei der Heizung haben.“
Die Rechnung hatte der Unternehmer allerdings ohne das Bundeswirtschaftsministerium gemacht. Dort ging es um die Zukunft von Gasheizungen und deren Sinnhaftigkeit. «Die Kanter & Schlosser» zog den Auftrag zwei Wochen nach der Vergabe wieder zurück. „Die Unsicherheit bei der Gasversorgung war uns einfach zu groß“, sagt Christoph Rotsch. Die Firma KÜBLER überraschte daraufhin mit einer Weltneuheit – entwickelt bereits vor der Energie-Krise. „Wir stellen die aus meiner Sicht effizientesten Systeme für die Beheizung von Hallen her. Und haben jetzt unsere Hocheffizienz-Technologien für den Einsatz regenerativer Energien geöffnet“, sagt Thomas Kübler, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der KÜBLER Gruppe. Offensichtlich genau zur richtigen Zeit.
„Als wir FUTURA kennengelernt haben, war die Fußbodenheizung vom Tisch.“
«Die Kanter & Schlosser» wurde zum Pilotprojekt. „Wir betreten bei vielen unserer Projekte ja selbst immer wieder Neuland. Da sind wir gerne bereit, den Prozess bei KÜBLER mitzugestalten“, sagt Christoph Rotsch. „Als wir den FUTURA kennengelernt haben, war die Fußbodenheizung vom Tisch.“
Bei dem besagten Piloten handelt es sich um ein Multi-Energie-Infrarotsystem, auch multivalent genannt. Eine Weltneuheit, die die Brücke in die karbonfreie Zukunft schlägt. Nicht umsonst trägt die neue Technik den Namen FUTURA. Die energieeffiziente Infrarot-Heizung kann regenerative Energien wie Strom oder Wasserstoff nutzen. Gleichzeitig lassen sich ebenso Biogas, Erdgas oder Flüssiggas einsetzen und dabei variabel zwischen den Energieträgern hin und her schalten. Dies funktioniert sowohl im Monobetrieb wie auch im Mix. Je nachdem, welche Energie gerade verfügbar oder besonders kostengünstig ist. „Wir sorgen damit für Versorgungssicherheit und stabilisieren die Netze“, sagt Kübler. „Vor allem aber ist unsere Lösung wirtschaftlich.“
„Wir sorgen damit für Versorgungssicherheit und stabilisieren die Netze. Vor allem aber ist unsere Lösung wirtschaftlich.“
Pünktlich zur Heizperiode 2022/2023 ging die multivalente Anlage in Trier in Betrieb: Von der Hallendecke funktionieren die Infrarotsysteme analog der Sonne, die alles erwärmt, was angeleuchtet wird – Menschen, Maschinen, Hallenboden. So kommt die Wärme gleichzeitig von oben, unten und von allen Seiten. Diese Wärmeübertragung ist energieeffizient mit Einspareffekten von 50 bis 70 Prozent. „Mit dem FUTURA heizen wir zeitlich und lokal flexibel“, sagt Kübler, „denn wir decken nur den Wärmebedarf, der tatsächlich besteht. Schließlich ist die effizienteste Heizung die, die nicht läuft.“
„Mit FUTURA heizen wir zeitlich und lokal flexibel, denn wir decken nur den Wärmebedarf, der tatsächlich besteht. Schließlich ist die effizienteste Heizung die, die nicht läuft.“
Eingeschaltet wird die Heizung bedarfsorientiert wann und wo Wärme notwendig ist. Geregelt wird sie über die CELESTRA Steuerung, die durch Module wie WinTec zur Remotesteuerung erweitert wurde. Auch das WärmeManagement System EMMA wurde installiert. Es sorgt bei «Die Kanter & Schlosser» für volle Echtzeit-Transparenz über den gesamten Heizprozess und stellt der Geschäftsleitung sämtliche Daten für Audits, wie etwa nach DIN EN ISO 50001 zur Verfügung.
„Das Nonplusultra ist für uns, dass wir jetzt mit unterschiedlichen Energien heizen können. Wir können zukünftig flexibel entscheiden, welche wann die günstigste für uns ist.“
„Wir hatten von Beginn an volles Vertrauen in die mehr als 30-jährige Erfahrung von KÜBLER“, sagt Rotsch. Jetzt, rund drei Monate nach Inbetriebnahme des neuen Systems, ist man bei „«Die Kanter & Schlosser» sehr zufrieden mit der Entscheidung. „Das Nonplusultra ist für uns, dass wir jetzt mit unterschiedlichen Energien heizen können. Wir können zukünftig flexibel entscheiden, welche wann die günstigste für uns ist.“ Mit FUTURA sind Unternehmen nicht mehr nur auf Gas angewiesen. „Wir heizen aktuell nur mit Strom. Jetzt im Winter fängt uns die PV-Anlage ab etwa elf Uhr die kompletten Kosten ab.“ Im alten Gebäude hätte die Heizung zuvor Umluft in die Halle gepustet. Bei jeder Toröffnung sei es richtig kalt geworden und es habe gefühlt eine halbe Ewigkeit gedauert, bis es sich drinnen wieder erwärmte. „Wir haben jetzt definitiv eine ganz andere Wärmequalität in der Halle. Viel angenehmer, viel punktueller und kein aufgewirbelter Staub mehr. Das wird auch von den Mitarbeitern sehr gut angenommen.“
„Wir haben jetzt definitiv eine ganz andere Wärmequalität in der Halle.“
Als einen weiteren wichtigen Vorteil nennt Rotsch die Möglichkeit, die verschiedenen Arbeitsbereiche im Hallengebäude individuell zu beheizen oder auch auszuschalten, wenn dort der Betrieb beendet ist. „Wir haben vier unterschiedliche Heizkreise definiert, die wir mit der FUTURA-Anlage ansteuern können. Es spart uns viel Energie, wenn beispielsweise freitags die Schlosserei früher aufhört und die Heizung gezielt in diesem Bereich abgeschaltet werden kann.“ Energieverschwendung käme für das zukunftsorientierte Unternehmen nicht in Frage. Auch deshalb seien sie froh, weg von Techniken wie der Fußbodenheizung zu sein, die sich nicht bedarfsgerecht steuern lasse und nachts oder selbst an den Wochenenden durchlaufen müsse.
„Wir haben die neue FUTURA Technologie bereits weiterempfohlen und würden dies immer wieder tun.“
Die Verunsicherung, die aktuell im Markt besteht, kann der Geschäftsführer des innovativen Hallenheizungsunternehmens KÜBLER nicht nachvollziehen. „Für die Industrie stellen wir seit langem bewährte Lösungen, die den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen um bis zu 70 Prozent und mehr reduzieren können.“ Aber durch die aktuellen Krisen ist die Politik derartig aus dem Konzept geraten, dass in Folge dringend benötigte energetische Sanierungen ausgesetzt werden, weil nicht klar ist, was zukünftig erlaubt sein wird oder nicht. Dabei stehen die regenerativen Energien noch nicht einmal in Grundzügen flächendeckend und ausreichend für die Heizprozesse in der Industrie und im Gewerbe zur Verfügung“, sagt Thomas Kübler. „Sicher ist, dass die Wärmepumpen-Technologie in Hallen keine echte Alternative ist. Alleine schon, weil den Betrieben jede Flexibilität genommen wird, zukünftig Hallenbereiche umnutzen oder Maschinenaufstellungen ändern zu können.“ Aber auch wirtschaftlich hat die Wärmepumpe wenig Attraktivität, ganz gleich ob sie mit einer Fußbodenheizung oder mit Deckenstrahlplatten kombiniert würde. „Unternehmen müssen mit einer drei- bis viermal höheren Investition rechnen als nötig. Und dies bei einer viel schlechteren Usability, aber mit einer vergleichbaren Energieeffizienz.“